Malerviertel III, Dormagen
Städtebauliche Vervollständigung
des bestehenden Malerviertels
in Dormagen-Horrem
Landschaftsarchitektur: Studio Vulkan
Wettbewerb 2021
1. Preis
Rahmenplan mit Gestaltungsleitfaden
Übergabe 2023
Bruttobauland: ca. 15 ha
684 WE
IDEE
Gliederung + Kontextbezug_Der Entwurf sieht eine kompakte wie integrative bauliche Struktur vor, welche das Malerviertel selbstverständlich ergänzt und den Nordrand Dormagens baulich vervollständigt. Ein System grüner Korridore tritt als signifikantes Gliederungeselement in Erscheinung. Die Korridore teilen das neue Quartier in überschaubare Einheiten und sorgen zugleich für eine optimale Vernetzung mit der Umgebung. Im Süden schließen die Korridore an den bahnbegleitenden Grünstreifen und die Rembrandtstraße an, wodurch attraktive Wegeverbindungen für Fußgänger und Radfahrer zum Bahnhof Dormagen hergestellt werden. Folgt man den Wegen vom Bahnhof kommend, mündet der zentrale Korridor in einen Quartiersplatz mit Anschluss an die Haberlandstraße. Mit dem Einzelhandels- und Gastronomiebesatz der umliegenden Gebäude, der angebotenen sozialen Infrastruktur, der Anbindung an den großzügigen Grünraum und der zentralen Lage stellt der Platz eine neue Mitte für das gesamte Malerviertel dar.
Struktur + Typologien_Die bauliche Struktur setzt sich primär aus einem Verbund von Wohnhöfen zusammen, um den Aspekt des gemeinschaftlichen Wohnens zu fördern. Die Mischung der verschiedenen Wohntypologien, Eigentumsformen und Finanzierungsmodelle erfolgt innerhalb der Höfe, womit eine soziale Segregation vermieden werden kann. Durch die Erschließung von der Innenseite formulieren sich auf selbstverständliche Weise Nachbarschaften. Die Häuser an der Straße erhalten nach Möglichkeit zwei Eingänge, bzw. verfügen über einen Gartenzugang vom Hof. Durch die verschiedenen Ausrichtungen, Typologien und Zuschnitte erhält jeder Hof einen individuellen Charakter.
Identität + Urbanität_Die typologische Diversität erzeugt hinsichtlich der Geschossigkeit ein Spektrum von II – V, wobei sich die höhergeschossige Bebauung auf den Platzbereich beschränkt. Der Platz versteht sich als Knotenpunkt der Verdichtung an der Schnittstelle zwischen Haberlandstraße und den Grünkorridoren. Die durch Gewerbe und soziale Infrastruktur aktivierten Erdgeschosszonen unterstützen den urbanen Charakter des Ortes. Das neue Quartier zeichnet sich insgesamt durch eine wohldosierte Urbanität aus, welche die Komponenten Landschaftsbezug, Gemeinschaft, typologische Vielfalt, Adressbildung und Vernetzung miteinander verknüpft und hieraus eine unverwechselbare Identität entwickelt.
ORGANISATION
Mobilität + ruhender Verkehr_Ausgehend von den beiden Hauptzufahrten an der Haberlandstraße ergibt sich eine zentrale Erschließungsschleife für den MIV. Aufgrund der Wohnhoforganisation konnte die öffentliche Straßenfläche stark reduziert werden. Der Verlauf der Schleife ist so gewählt, dass alle Wohnhöfe im neuen Quartier hierüber erreicht werden. Neben der unmittelbaren Busanbindung an der Haberlandstraße und der guten Erreichbarkeit des Bahnhofs setzt das Verkehrskonzept auf privilegierte Car-Sharing-Parkplätze mit Ladestationen und Abstellflächen für Fahrräder und E-Bikes in 3 Mobility Hubs. Der ruhende Verkehr verteilt sich auf die in den Mobility Hubs integrierten Quartiersgaragen, welche alle privaten Stellplätze und einen Teil der öffentlichen Stellplätze aufnehmen. Es werden im Außenraum lediglich öffentliche Kurzzeitparkplätze eingerichtet, welche vor allem Pflege- und Liefer-Diensten dienen. Für Fußgänger und Radfahrer wird ein dichtes Nahmobilitätsnetz mit optimalen Anschlüssen an die Bestandsgebiete und die Landschaftsräume angeboten.
Freiraum + Regenwassermanagement_Die bauliche Gestalt des Quartiers wird durch eine Struktur aus parkartig gestalten Grünräumen gegliedert, welche die einzelnen Siedlungsflächen miteinander vernetzen und das neue Quartier in das übergeordnete Freiraumgefüge einbinden. Informelle Wegebeziehungen des Bestands werden aufgegriffen und in die Grünkorridore eingeflochten. So entsteht ein eng verknüpftes Netz der kurzen Wege für Fußgänger und Radfahrer. Eine Zentrale Bedeutung kommt dem Quartiersplatz als neuer Mitte für die Nachbarschaft zu. Dem Platz sind Spielbereiche in den angrenzenden Grünkorridoren zugeordnet. Die Grünzüge sind naturnah gestaltet. Die topografische Gestaltung der Quartiere führt das anfallende Regenwasser über offene Rinnen in die Grünzüge über, wo es dezentral zurückgehalten und versickert werden kann. Bei Starkregenereignissen dienen weitere Flächen in den Grünräumen als Versickerungsvolumen, sodass eine vollständige Versickerung bzw. Verdunstung des anfallenden Regenwassers im Bereich des Wohnquartier sichergestellt ist.
Baumneupflanzungen mit Baumsolitären gliedern den zentralen Grünkorridor und betonen die Ost-West-Beziehung. Auf dem Platz dienen weitere Solitärbäume dem Aufenthalt an sonnigen Tagen unter einem lichten Schattendach. Im neuen Quartier sind entlang der Grünzüge und auf den Platzflächen Langbänke verortet, die zur Rast und zum Aufenthalt einladen.
In der zentralen Ost-West-Achse befinden sich die Hauptspiel- und Freizeitsportmöglichkeiten des Quartiers auf in die Rasenfläche eingebetteten wassergebundenen Flächen.